Finanzen verstehen. Zukunft gestalten.
  • 04.06.2025
  • 6 Minuten

Arbeiten im Ruhestand: Neue Perspektiven nach Renteneintritt.

Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, auch nach dem Erreichen des Rentenalters beruflich aktiv zu bleiben. Doch was müssen Ruheständler beachten, wenn sie weiterarbeiten möchten? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten und welche Möglichkeiten der Beschäftigung stehen Rentnern offen? 

Warum viele Rentner weiterarbeiten möchten.

Die Gründe für eine Erwerbstätigkeit im Rentenalter sind vielfältig: Viele Pensionäre möchten ihre finanzielle Situation verbessern, andere genießen den sozialen Austausch oder finden Sinn und Struktur im Arbeitsalltag. Gerade wer lange im Beruf stand, hat auch oft das Bedürfnis, sein Wissen und seine Erfahrung weiterhin einzubringen.

Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2023 rund 13 % der Rentnerinnen und Rentner im Alter von 65 bis 74 Jahren erwerbstätig. Dabei gingen 16 % der Männer und 10 % der Frauen in dieser Altersgruppe einer Beschäftigung nach. Dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen, nicht zuletzt wegen des zunehmenden Fachkräftemangels in vielen Branchen.

Rechtliche Rahmenbedingungen für arbeitende Rentner.

Wer nach dem Renteneintritt weiterarbeiten möchte, sollte die rechtlichen Voraussetzungen kennen, um später keine Probleme zu bekommen.

Regelaltersgrenze und Renteneintritt.
Die Regelaltersgrenze wird in Deutschland bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Für Versicherte, die 1959 geboren wurden, liegt sie im Jahr 2025 bei 66 Jahren und zwei Monaten. Ein vorgezogener Rentenbeginn ist ab 63 Jahren möglich, allerdings meist mit Abschlägen. Um auszurechnen, wie sich ein früherer oder späterer Rentenbeginn auf die Rente auswirkt, lohnt sich eine Berechnung im Online-Rechner der Deutschen Rentenversicherung.

Hinzuverdienstgrenzen seit 2023 aufgehoben.
Früher durften Rentner nur begrenzt hinzuverdienen, wenn sie keine Rentenkürzung in Kauf nehmen wollten. Seit Anfang 2023 gilt keine Grenze mehr: Wer die Regelaltersgrenze erreicht hat, darf unbegrenzt hinzuverdienen – ohne Kürzung der Rentenzahlung. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine flexible Lebensgestaltung im Ruhestand.

Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus.
Wer über das Renteneintrittsalter hinaus beruflich aktiv bleibt, kann seine Rente weiter aufbessern. Für jeden Monat, den jemand über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitet und keine Rente bezieht, erhöht sich der Rentenanspruch um 0,5 % pro Monat. Darüber hinaus wird weiter in die Rentenkasse eingezahlt, was die Rente noch mehr erhöht.

Welche Arbeitsmodelle sich für Ruheständler eignen.

Um im Ruhestand weiterhin beruflich aktiv zu sein, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedliche finanzielle und persönliche Vorteile mit sich bringen. Drei gängige Arbeitsmodelle, die sich besonders für Ruheständler eignen, sind Teilzeitbeschäftigung, freiberufliche Tätigkeit und Selbstständigkeit.

Teilzeitbeschäftigung: flexibel und strukturiert.

Arbeiten in Teilzeit ermöglicht einen sanften Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand. Daher entscheiden sich viele Rentner für dieses Modell, um weiterhin beruflich aktiv zu bleiben und gleichzeitig mehr Freizeit zu genießen.

Vorteile:

  • Gleitender Übergang: Teilzeitarbeit bietet die Möglichkeit, schrittweise aus dem Berufsleben auszusteigen, was sowohl körperlich als auch emotional entlastend sein kann.
  • Soziale Kontakte: Der Erhalt von sozialen Kontakten und der Austausch mit Kollegen bleibt bestehen, was sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken kann.
  • Finanzielle Aufbesserung: Zusätzliche Einkünfte können den Lebensstandard sichern oder verbessern.

Herausforderungen:

  • Reduzierte Rentenansprüche: Weniger Arbeitszeit bedeutet geringere Rentenbeiträge, was die spätere Rentenhöhe beeinflusst. Allerdings ist dies natürlich nur dann von Nachteil, wenn Sie vor Beginn Ihrer tatsächlichen Rentenzeit bereits auf Teilzeit wechseln.

Freiberufliche Tätigkeit: Expertise flexibel einsetzen.

Freiberufliche Tätigkeiten bieten Rentnern die Möglichkeit, besonders selbstbestimmt tätig zu bleiben.

Chancen:

  • Flexibilität: Freelancing ermöglicht die freie Wahl von Projekten und Arbeitszeiten.
  • Einsatz von Fachwissen: Erfahrung und Kenntnisse können in Bereichen wie Beratung, Coaching oder Schulungen eingebracht werden.

Steuerliche und versicherungsrechtliche Aspekte:

  • Einkommensteuer: Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit sind wie alle Einkünfte steuerpflichtig.  Gegebenenfalls müssen Sie jedoch zusätzlich Umsatzsteuer abführen, es sei denn, Sie fallen unter die Kleinunternehmerregelung.
  • Krankenversicherung: Je nach Umfang der Tätigkeit kann eine Anpassung des Versicherungsstatus erforderlich sein.
  • Rentenversicherung: Unter bestimmten Voraussetzungen besteht Rentenversicherungspflicht, insbesondere bei bestimmten Berufsgruppen.

Selbstständigkeit: eigenes Unternehmen im Ruhestand.

Die Gründung eines eigenen Unternehmens im Ruhestand kann eine erfüllende Möglichkeit sein, weiterhin aktiv zu bleiben und gleichzeitig finanzielle Vorteile zu erzielen.

Vorteile:

  • Selbstbestimmung: Als Selbstständiger können Sie Ihre Arbeitszeit und Projekte selbst wählen.
  • Verwirklichung von Ideen: Der Ruhestand bietet eine Gelegenheit, lang gehegte Geschäftsideen in die Tat umzusetzen.

Herausforderungen:

  • Finanzielle Risiken: Die Selbstständigkeit kann mit finanziellen Risiken verbunden sein, insbesondere wenn Investitionen erforderlich sind.
  • Administrative Anforderungen: Die Gründung und Führung eines Unternehmens erfordert Kenntnisse in Bereichen wie Buchhaltung, Steuerrecht und Marketing.

Es ist ratsam, sich vor der Gründung umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung zu beanspruchen.

So gelingt der Einstieg in den Ruhestands-Job.

Wer im Ruhestand noch einmal durchstarten möchte, braucht vor allem Klarheit über die eigenen Stärken und Interessen – und etwas organisatorisches Geschick. Hier sind zentrale Schritte für einen gelungenen Einstieg:

1. Kompetenzen erkennen und gezielt einsetzen.
Überlegen Sie, welche besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten Sie aus Ihrem Berufsleben mitbringen. Besonders gefragt sind Erfahrung in Führung, Beratung, Handwerk oder Organisation. Auch Sprachkenntnisse oder IT-Know-how können vorteilhaft sein – etwa im Schulungsbereich oder bei der Projektunterstützung.

2. Angebote und Nachfrage prüfen.
Suchen Sie gezielt nach Tätigkeiten, die zu Ihrem Profil passen. Im Internet finden Sie spezielle Plattformen, die projektbezogene Arbeiten für Ruheständler vermitteln.

3. Bewerben oder selbst vermarkten.
Bei Anstellungen empfiehlt sich eine klassische Bewerbung – reduziert auf das Wesentliche. Wer freiberuflich arbeiten möchte, sollte sich ein kleines Profil und im besten Fall auch eine Website zulegen sowie sich in passenden Netzwerken positionieren.

4. Verträge und Rahmenbedingungen klären.
Achten Sie bei Beschäftigungen auf klare schriftliche Vereinbarungen. Bei freier Tätigkeit klären Sie Honorar, Leistungsumfang und Haftung vorab. Tipp: Lassen Sie sich bei Unklarheiten rechtlich beraten.

5. Work-Life-Balance im Blick behalten.
Arbeiten im Ruhestand soll ergänzen, nicht überfordern. Planen Sie ausreichend freie Zeit ein und setzen Sie sich ein realistisches Arbeitspensum.

6. Einkommen sinnvoll anlegen.
Im Idealfall ergänzt das zusätzliche Einkommen Ihre Renteneinkünfte so, dass Sie auch weiterhin Geld zurücklegen können. Setzen Sie bei Ihrer Anlagestrategie sowohl auf sichere und flexible Einlageprodukte wie Tagesgeld und Festgeld als auch renditestärkere Anlageformen wie Wertpapiere.

Fazit: Aktiv bleiben und Einkünfte clever ergänzen.

Flexibles Arbeiten im Ruhestand bietet zahlreiche Vorteile: Es ermöglicht nicht nur zusätzliche Einnahmen, sondern fördert auch die geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Ob durch Teilzeitbeschäftigung, freiberufliche Tätigkeiten oder Selbstständigkeit – die Möglichkeiten sind vielfältig und können individuell angepasst werden.

Wichtig ist, die eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen zu erkennen und gezielt einzusetzen. Eine sorgfältige Planung und gegebenenfalls professionelle Beratung helfen dabei, die passende Tätigkeit zu finden und rechtliche sowie steuerliche Aspekte zu berücksichtigen.

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